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Die Neuntöter-Familie ist zurück!

2023

24.4.2023Wir fanden in der Literatur, dass Neuntöter in der Regel im Paar zusammen bleiben und auch wieder genau das gleiche Revier des Vorjahres wählen, wenn nichts dazwischen kommt. Nicht unbedingt die gleiche Position des Nestes, aber zumindest das gleiche Territorium.
21.5.2023In Severni haben wir das Brutpaar des letzten Jahres inzwischen wieder entdeckt. Bei uns im Garten ist noch nichts zu sehen. Aber man kann es den Vögeln nicht verübeln: Jenseits des Äquators in Afrika zu überwintern und im Frühjahr zurück zu kehren, ist eine immense Leistung. Abgesehen davon, dass man es den Mittelmeeranrainern immer noch nicht abgewöhnen konnte, durchziehende Vögel zu schießen, warten auch viele mikroskopisch kleine Lebewesen (Bakterien) oder Halb-Lebewesen (Viren) auf ihre Opfer. Naja. Und vielleicht sind sie noch nicht hier angelangt, weil einfach das Wetter blöd ist. Was ebenso bedeutet, dass es noch zu wenige Insekten als Futter gibt. So ist es sicher auch eine Schutzfunktion, nicht zu früh da zu sein. Das Wetter diesen Frühlings ist durchgehend kühl und nass. Ein milder sonniger Tag war bis jetzt, fast schon Ende Mai, tatsächlich eine einzelne Ausnahme. Wir bleiben geduldig.
27.5.2023 Das Paar ist heute zum ersten Mal gemeinsam gesichtet worden. Das Männchen ist bereits am ersten Tag mit Nistmaterial an mir vorbei geflogen. Und das Weibchen hat sich mehrmals kurz auf dem Gartenzaun ausgeruht, bevor es wieder verschwunden ist. Wohin, denken wir zu wissen. Aber um wirklich sicher zu sein, wollen wir nicht zu sehr stören. Das werden wir in der nächsten Zeit schon sehen. Es sieht so aus, als ob das neue Nest an der Stelle des Nests vom letzten Jahr entsteht. Optimal wäre das nicht, weil nicht Katzen-sicher. Vielleicht können sich die Neuntöter gegen Katzen aber auch erfolgreich währen. Zuzutrauen wäre ihnen das, wenn man vergleicht, wie sie gegen Nahrungskonkurrenten im Revier aggressiv sind. Ich werde morgen die Tele-Objektiv-Kamera aufbauen und den Bereich um den vermeintlichen Nestbau automatisch über längere Zeit aufnehmen lassen. Wenn wir mit dem Ort des diesjährigen Nestes richtig liegen, werden wir danach schlauer sein.

Was ich heute beobachten konnte ist, dass die Neuntöter kein Problem haben, wenn wir uns bis auf rund 10 Meter nähern. Ohne dass ich es wusste, habe ich heute in etwa 20 Meter Abstand nach der Arbeit für eine gute halbe Stunde noch die Sonne genossen. Genau an dieser Stelle, weil da um die Zeit um 19:00Uhr noch Sonne ist. Ich wusste ja nicht, dass die Zwei da sind. Aber natürlich hatte ich ein Auge auf den Bereich, wo im letzten Jahr das Nest war und wo der Lieblingssitzplatz des Neuntöter-Männchens war. Es dauerte keine 10 Minuten, bis klar war, wer in den letzten Stunden aus Afrika hier angekommen war. Heute! Wir beobachteten den Bereich seit vielen Tagen täglich. Heute waren die zwei Vögel da.

Ich bin abschließende an dem Bereich im Abstand von einigen Metern entlang gegangen, wo das alte Nest letzten Jahres war, und just in dem Moment flog das Männchen mit Nistmaterial an mir vorbei.
12.6.2023Das gebaute Nest wird bisher nicht benutzt. Seit einer guten Woche haben wir das Weibchen nicht mehr beobachtet und das Männchen nur sehr selten. Ebensolange zeichnet unser BirdNetPi wieder vermehrt Rufe des Neuntöters auf. Insbesondere zum Sonnenaufgang. Aber auch zwischendurch.

Heute war das Männchen am Nachmittag mal wieder kurz am Platz des Nestes. Gegen Abend waren dann Rufe von 2 Stellen um das bisherige Revier aus zu hören. Es hat eine ganze Weile Beobachtungszeit gekostet bis klar war, wie der aktuelle Stand ist: Es gibt ein weiteres Männchen, dass sich immer wieder in die Bäume (zumeist Birken) der Reviergrenze traut und dort auch ruft. Das Weibchen konnte ich dann auch mal kurz beobachten: Ebenfalls in diesen Birken wurde es von beiden Männchen gleichzeitig umworben. Das Männchen des Reviers hielt sich zwischendurch auch mal im Bereich des bisher gebauten Nestes auf und hat dort kurz gesungen.
15.6.2023Wieder zahlreiche Rufe durch BirdNetPi aufgezeichnet. Kurze Beobachtung: Vormittags ein Weibchen mitten im bisherigen Revier. Männchen hat Weibchen kurz umworben.
16.6.2023Kein Akustiknachweis über BirdNetPi. Keine Beobachtung. Abends mit Klangattrappe geprüft: Keine Antwort. Keine Beobachtung. (Aufgezeichnete Rufe am Abend mit BirdNetPi durch Klangattrappe.)
25.6.2023Manchmal, nicht an allen Tagen, zeichnet der BirdNetPi Rufe des Männchens auf, oder wir hören ihn selbst. Auch einmal wieder direkt im Zentrum des früheren Reviers gesehen. Aber er scheint eher weniger in unmittelbarer Nähe zu sein. Versuche mit Klangatrappe zwischendurch schlugen fehl.

Wenn er auf der Suche nach einem Weibchen ist, dürfte es logisch sein, dass er sich außerhalb des bisherigen Revierzentrums aufhält, um noch Glück zu haben, ein unbemanntes Weibchen zu finden.

Falls sich doch ein Weibchen gefunden hat aber der Neststandort jetzt außerhalb des Grundstücks liegen sollte, also das Revier in eine Richtung erweitert wurde, dann könnten in spätestens 1 bis 2 Wochen Jungen zu füttern sein. Dann würde das Revier ausgedehnter zur Futtersuche genutzt werden. In diesem Fall dürfte es leichter möglich sein, die (mögliche) Brut ausgehend von unserem Grundstück nachzuweisen. Wie werden es dann mit Beobachtungszeit und Klangatrappe nochmal versuchen.

2022

Im letzten Jahr (2021) hatten wir ein Neuntöterpärchen mit einer erfolgreichen Brut direkt bei uns im Naturgarten. In den Landschaften, die dem Neuntöter zusagen, ist er kein absolut seltener Vogel. Im Oberlausitzer Teichgebiet haben wir Stellen entdeckt, wo die einzelnen Reviere dicht an dicht gedrängt lagen, wenn das Umfeld ideal für ihn war. Aber im Garten?

Letztes Jahr und das Jahr davor waren wir wegen der Corona-Situation erst im späten Frühjahr das erste Mal da. Vorher war das Grundstück ruhig. Insofern war es zwar eine Überraschung, dass wir letztes Jahr den Neuntöter entdeckten, als wir Ende Mai das erste mal da waren. Aber er hatte möglicherweise sein Revier ausgewählt, ohne den Menschen mit eingeplant zu haben. Er hielt aber durch und brachte seine Brut zum Abschluss. Es war toll, ihn zu beobachten: Und als die Jungen nach dem Verlassen des Nestes dann über viele Tage weiter gefüttert wurden, war das eine Freude, dabei zuzusehen. Also direkt vom Frühstücks-, Kaffee- oder Abendbrottisch. Das Fernglas stand dabei auf dem Tisch, wie Butter und Brot.

Klar, war es ein Wunsch, dass auch in diesem oder einem der nächsten Jahre mal wieder ein Neuntöter in Gartennähe brüten wird. Aber die besondere Ruhesituation zu Pandemiezeiten (der grenzüberschreitende Verkehr war eingeschränkt) hielten wir für sein Anwesen im letzten Jahr für entscheidend. Und wir waren tatsächlich ein wenig enttäuscht, als wir bei unseren Erkundungen nach Weidentrieben, die wir für den Garten zur Pflanzung von Weiden sammelten, in Severin bei Lobendau auf ein Neuntöterpärchen stießen. Die Vögel waren offenbar aus dem Winterquartier zurück. Aber bei uns im Garten tat sich nichts. Also war die Begegnung im letzten Jahr tatsächlich eine Pandemie-Ausnahme. (?)

Am 16. Mai, gegen Abend, das Fernglas stand wieder auf dem Abendbrottisch auf der Terasse, tat sich was “im Busch”. Es saß etwas auf dem Balken des Gemüsegartentores, weiter oben im Grundstück, dass (ohne Fernglas) irgendwie anders aussah, als das Hausrotschwänzchen, was bei uns in dem Gartenabschnitt auch gern nach Futter sucht. Blitzschnell das Fernglas gegriffen und: Yippiejaja-yippie… Ein Neuntötermännchen saß da! Etwas später haben wir auch ein Weibchen entdeckt.

Ich habe jetzt nichts in der Literatur gefunden, ob es bekannt ist, dass Neuntöterpärchen mehrjährig zusammen bleiben, gemeinsam auch aus dem Winterquartier zurückzukehren und auch bevorzugt wieder das gleiche Brutrevier beziehen. Vielleicht kommt auch nur das Männchen an den Standort des vorherigen Jahres zurück und wirbt nach einer neuen Partnerin. Da wir diesen Bereich des Gartens täglich mit dem Fernglas überprüft haben, können wir in diesem Fall ganz klar sagen, dass das Männchen zeitgleich mit dem Weibchen angekommen ist und sich, so ist stark zu vermuten, die Beiden nicht erst an dieser Stelle zusammengefunden haben.

Nach weiterer Beobachtung kommt hinzu, dass beide Vögel wieder die gleichen Positionen anfliegen, an denen sie auf Nahrung Ausschau halten, die unser Paar im letzten Jahr schon vor der Brut benutzt haben. Die Zone der Nahrungssuche ist identisch und damit auch die für die zukünftige Brut wahrscheinliche Revierzone. Das Männchen hat dabei eine deutlich geringere Fluchtdistanz gegenüber uns. Vielleicht ist es als Jungvogel schon in unmittelbarer Nähe zum Menschen an die Situation gewöhnt worden und schätzt die Gefahrenlage niedriger ein. Dafür hat es ja dann auch direkten Zugang zu den Abschnitten, wo wir hin und wieder Gras mähen. Im letzten Jahr hat es dort sogar die ansässige Amsel während der Nahrungssuche am Boden versucht, zu vertreiben. Update eine Woche später: Vom Rotschwanz war die ganzen Tage nichts mehr zu sehen. Möglicherweise hält es von selbst Abstand, um nicht in Streit zu geraten. Unser Garten war für den Rotschwanz nur ein Randbereich des Reviers. Den Brutbereich vermuten wir auf der anderen Straßenseite. Situationsbedingte Änderungen des Bereichs der Nahrungssuche im Revier von Vögeln sind sicher nichts Ungewöhnliches.)

Natürlich sind wir happy, dieses Vogelpaar vermutlich auch dieses Jahr wieder hier brüten sehen zu können.

Hier nun die ersten Bilder von heute:

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3 Kommentare

  1. Kathrin 24. Mai 2022

    Einfach super! Ich freue mich sehr für euch. Bei uns im Nistkasten brüten Blaumeisen und das zu beobachten ist schon wunderbar! Na und dann erst so ein Paar!

    • Frank 29. Mai 2022 — Autor der Seiten

      Wo habt Ihr denn den Nistkasten? Unten am Baum oder etwa sogar auf dem Balkon?
      Gruß Frank

  2. Frank 29. Mai 2022 — Autor der Seiten

    Der Neuntötermann ist nicht nur hübsch und elegant sondern auch hart im Geben: Heute hat er über unserer frisch gemähten Wiese einmal vehement eine Bachstelze verjagt. Aber die hat sich nur wenig einschüchtern lassen: Sie scheint im Grundstück auf der Straße gegenüber Nachwuchs versorgen zu müssen. Jedenfalls hat sie etwas gemeckert und dann die Toleranzgrenze auf der Wiese nur begrenzt frei gegeben und war gleich wieder auf der Suche nach Insekten.

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