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Keine Vogelscheuche

Statt Brennholz aus zwei dicken Stücken Stämmen zu machen, haben wir mal probiert, ob sie sich statt dessen als Brutraum für solitäre Bienen eignen. Vielleicht auch noch anderen Insekten, die kleine Löcher in Holz annehmen.

Die Stücken haben wir auf ca. 10cm dicke Scheiben geschnitten und als 3er- und 4er-Set von hinten mit 2 Brettern als Stützen verschraubt. Ob sich diese Baumscheiben-Methode wirklich bewährt, werden wir sehen. Je nach Feuchtigkeit arbeiten die Baumscheiben erheblich. Wir haben sie vor der Herstellung der Löcher mehrere Monate dem Wetter überlassen. Regen, wie pralle Sommersonne. Dabei bilden sich Risse aus, die je nach Feuchtegehalt mal etwas breiter sind, dann wieder schmaler. Die Annahme ist, dass damit genügend Ausgleich vorhanden ist. Die Bohrungen sind nun in die Bereiche eingebracht, die stabil geblieben sind. Die Brutröhren dürften also selbst nicht mehr aufreißen.

Von vorn wurden dazu zahlreiche Löcher mit der Bohrmaschine im Winkel leicht von unten eingebohrt. Wir variierten zwischen 4 mm und 8 mm. Diese Löcher sind möglichst tief einzubohren. Soweit die Länge des Bohrer es zulässt. Allerdings müssen sie hinten noch verschlossen sein. In unserem Fall also maximal im Bereich bis 8cm Tiefe.

Das 4er- Set, wie auch das 3er-Set stehen nach Süden ausgerichtet und zumindest in sofern wettergeschützt, dass sie zumindest gegen Regen senkrecht von oben geschützt stehen. Letztes Jahr schon “produziert” und im März an Ort und Stelle gerückt, wurden die Löcher als Brutröhren viel intensiver angenommen als gedacht.

Das Wetter dieses Frühjahrs war kühl und naß. Bienen fliegen ab ca. 10°C. So viele Tage waren das bis Ende April nicht. Vor gut 2 Wochen hatten wir mal einen milderen Tag mit Sonne über 15 Grad. Da war tatsächlich schon Flugverkehr vor den Baumringen zu sehen. Erst zum 20. Mai war der erste wirklich warme Tag mit 22° Celsius. Wenn auch noch leicht windig. Da war nun wirklich viel los. Wir haben einen Ausschnitt einer Baumscheibe für 30 Minuten aufgenommen und alle relevanten “Bewegungen” zusammen geschnitten. Das Video ist unten eingebettet.

Wir fanden die ersten Brutröhren bereits verschlossen. Es herrschte rege Flugtätigkeit und es schien, als ob einige Bienen noch auf der Suche nach der passenden Bohrung wahren. Aber da war vor allem von den 8mm und 6mm Röhren nun kaum noch etwas frei.

Es ist interessant zu beobachten, dass die meisten Bienen ihre gewählte Röhre ziemlich exakt anfliegen, während einige wenige Bienen statt dessen einen Moment benötigten, um aus 2 oder 3 Brutröhren die richtige herauszufinden. Zum Nestbau bevorzugt werden von den Bienen Bohrungen etwa ab knapp Hüfthöhe über dem Boden angenommen. Damit ist ein zusätzliches Einnässen durch Spritzer vom Boden bei Regen nahezu ausgeschlossen.

Kaum sind die Bienen da, so auch ihre Feinde. Im Mittelteil des kurzen Intro-Videos, wie auch im längeren Beobachtungsvideo markiert, ist eine sogenannte Goldwespe1https://www.wildbienen.de/wbi-p941.htm, 2http://www.insektenbox.de/hautfl/gemgol.htm zu sehen. Ein weiteres Exemplar in den Bildern der kleinen Galerie oben. Sie legen ihre eigenen Eier in die Nester der Bienen. Die Larve soll Ei, bzw. geschlüpfte Bienenlarve und die Nahrungsvorräte fressen. Mit kurzer Internetrecherche: Genaues weiß man nicht: Die Goldwespe soll laut Wikipedia3https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Goldwespe zwischen 4 und 13 mm lang sein. Es könnte sein, dass der Größenunterschied durch die verschiedenen Wirte kommt, bei und von denen die Larve der Goldwespe sich entwickelt. Es könnten sich aber auch um verschiedene Unterarten handeln, die sich bis auf die Größe sehr ähnlich sehen und auf unterschiedlich große Wildbienen spezialisiert sind.

Wer sich jetzt fragt, wie intensiv eigentlich die Bienen ihre Brutröhren vorbereiten, kann in unser Beobachtungsvideo schauen. Wir haben einen kleinen Ausschnitt des 4er-Sets über eine halbe Stunde gefilmt und waren überrascht, wie oft bzw. lange an den einzelnen Brutröhren die Bienen beschäftigt sind. Da es sich um solitäre Bienenarten handelt, ist an jeder Brutröhre nur eine einzige Biene beschäftigt. Es kann sein, dass sich die eine oder andere Biene mal kurz vertut, beim Anflug an ihre vermeintliche Brutröhre. Und es kann sein, dass neue Bienen noch suchen, ob nicht noch ein Röhrchen frei ist. Aber eventuellen Probleme werden friedlich gelöst.

Oft, auch im nachfolgenden Beobachtungsvideo, krabbelt die Biene nach dem Anflug sofort vorwärts in die Röhre und verbleibt einige Zeit darin. Dann kommt die Biene wieder rückwärts aus ihrer Röhre, wendet sich und verschwindet wieder rückwärts in die Röhre. Entweder ist das der Moment, wo die Biene beginnt, gesammelten Pollen von den Hinterbeinen abzustreifen und festzudrücken oder es werden allgemein die Hinterbeine verwendet, um die eingelagerten Nahrungsmittel zu verdichten. (Da wird wohl in den nächsten Jahren eine Kamera innerhalb einer Brutröhre das Rätsel lösen müssen.) Deshalb kommt die Biene beim Abflug in diesen Fällen mit dem Kopf zuerst aus der Röhre und fliegt ab, ohne groß abzuwarten.

Hier nun das Video für alle geduldigen Naturbeobachter. Die Zeiten, in denen nichts passiert, sind herausgeschnitten und so sind aus 30 Minuten 7 Minuten geworden.

Übrigens: Einer der größten Nahrungskonkurrenten der Wildbienen, von denen es über 500 verschiedene Arten allein in Mitteleuropa gibt, ist die domestizierte Honigbiene. Dort, wo Honigbienen gehalten werden, werden zusätzlich angelegte Blühstreifen natürlich vorwiegend von denen angesteuert und ausgebeutet. Vermutlich ist aber der größte Feind der Wildbiene nicht der Nahrungsmangel, sondern die begrenzte Möglichkeit des Baus der Brutröhre. Viele Bienen, wie z.B. die Hummeln, die man auch zu dieser Gruppe der Wildbienen zählt, “brüten” im Boden. Nur dort wo a) der Boden geeignet zum Anlegen der Höhle ist sowie Nahrungspflanzen in der Umgebung für die nächste Generation vorhanden sind – und b) diese Bruthöhlen nicht durch die Feldbewirtschaftung wieder zerstört werden, ist Platz zur Vermehrung. Und viele Arten sind auch spezialisiert auf bestimmte Pflanzen. Hier hilft weder Blühstreifen, noch Wiesen für extensive Beweidung. Bei den Spezialisten unter den Bienen geht’s ins Detail, wenn man wissen und helfen möchte. (Hier hört unser Wissen im Moment auch auf.)

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1 Kommentar

  1. Frank 6. Juli 2023 — Autor der Seiten

    Update

    Bei der Internetsuche damals nicht gefunden, jetzt klüger: Es gibt die Seite von Dr. Paul Westrich: https://www.wildbienen.info

    Konkret und sehr ausführlich:

    * Wie man es machen soll: https://www.wildbienen.info/artenschutz/nisthilfen_01.php

    * Und wie man es nicht machen (oder kaufen) soll: https://www.wildbienen.info/artenschutz/untaugliche_nisthilfen_A.php

    Was wir falsch gemacht haben: Nadelholz neigt dazu, nach dem Bohren wieder Fasern hoch kommen zu lassen. Die Brutröhren werden dann nicht genutzt. Offenbar Glück gehabt: Bei uns wurden sehr viele Röhren benutzt.

    Was wir richtig gemacht haben: Das Holz war vor 20 Jahren mal für Baumstamm-Stühle gedacht und seit dem in der Scheune getrocknet. Auch richtig, obwohl falsch: Unser Holz neigt zum Reißen. Da wir es nach dem Sägen aber mehrere Monate dem Wetter ausgesetzt haben, haben sich die Risse jedoch bereits sehr deutlich ausgeprägt und “gearbeitet”, sodass die Ver- und Entspannung beim Ändern der inneren Feuchtigkeit nun über diese Risse stattfindet. Danach haben wir in die ungerissenen Bereiche die Löcher gebohrt. Somit sind sie vor nachträglichem Reißen relativ gut geschützt.

    Ok. Die Baumstammstücken waren da. Nach der oben verlinkten Anleitung sollte man aber kein Nadelholz für diesen Anwendungszweck kaufen. Statt dessen die dort beschriebenen Laubhölzer verwenden.

    Frank

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