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Wie Blattläuse leben

… und warum man den kleinsten Kickertisch mit ihnen aufbauen könnte.

Die meisten von uns kennen Blattläuse als diese winzigen Viecher, die unsere Zimmerpflanzen unansehnlich und krank machen. Und weswegen sie manchmal auch ganz eingehen. Im Garten sieht es manchmal ähnlich böse aus.

Nun … , Pflanzen, wie auch Läuse gibt es schon seit einigen hundert Millionen Jahren. Und im allgemeinen werden Pflanzen mit ihnen, wie mit anderen “Schädlingen” auch, ganz gut fertig, sofern sie selbst gute Lebensvoraussetzungen haben. Die Läuse sind natürlich Schmarotzer, jedoch kommen Pflanzen unter guten Voraussetzungen bezüglich Standort, Licht, Boden, Feuchtigkeit usw. damit problemlos klar.

Wenn wir Pflanzen im Garten und erst recht in der Wohnung unter Bedingungen aufstellen, die wir für uns gut finden, können die Pflanzen das also anders sehen. Sie schwächeln zuerst unmerklich. Aber wenn die Laus sich einmietet, machen sie dann doch meistens schlapp. Wie man bei uns an einem Zitronenbäumchen sehen kann, dass sich in einer Bautzner Wohnung offenbar doch nicht so wohl fühlt, wie in Zypern, zum Beispiel. (kein Bild an dieser Stelle)

Eigentlich ist die Laus zu bedauern

… nicht nur die Pflanze.

Die Laus ist winzig, hat ein kleines Hirn, keine Bibliothek weit und breit und kann sich nicht mal mit den vielen anderen Läusen unterhalten, die bei starkem Befall dicht bei ihr sitzen und Pflanzensaft schlürfen. Da sie ständig Pflanzensaft schlürfen muss, kann sie auch nicht viel umher wandern. Urlaube sind auch nicht drin. Nun ja, die Laus hat nicht viel vom Leben. Selbst das, was sie da aus der Pflanze saugt, ist nur drittklassig:

Blattläuse müssen zum Wachsen Eiweiße aufbauen. Genau wie wir auch. Dazu müssen sie Aminosäuren mit der Nahrung aufnehmen. Dusselig, wie der Erfinder der Blattläuse war, hat er sie aber nur mit einem Stech-Saug-Rüssel ausgestattet, mit dem sich die Läuse in die Transportbahn von Pflanzensäften einbohren können. In deren “Säften” gibt es jedoch wenig Aminosäuren. Dafür viele Kohlenhydrate (verschieden langkettige Kohlenwasserstoffe, die verschiedene Zuckerarten darstellen). Mücken und Zecken haben da bessere Wege gefunden.

Jedoch muss man wissen, dass die Evolution Blattläuse schon vor über 200 Millionen Jahren zur Welt gebracht hatte. Säugetiere mit ihrer schönen weichen feucht-warmen Haut haben sich aber erst nach dem Aussterben der Saurier vor 65 Millionen Jahre so richtig durchsetzen können. Und da war es zu spät, dass sich die Blattläuse nochmal grundsätzlich umorientieren konnten. (Die Evolution ist ein genetischer Optimierungsvorgang, der sich leider in lokalen Maxima, sogenannten ökologischen Nischen, fängt und sich dann mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr in völlig andere Bereiche weiterentwickeln kann. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.) Und so gibt es sie noch heute und weiterhin an Pflanzen saugend.

So gern, wie wir Fruchtsäfte trinken, so gewöhnlich, jedoch völlig unausgewogen ist das eine Ernährung für die Blattläuse. Nur können sie anatomisch nicht anders. Sie müssen extrem viel von dem Pflanzensaft trinken, den die Pflanze zur Verfügung stellt, die sie angebohrt haben. Ohne Abwechslung. Trinken und trinken …, um die kleine Menge an Aminosäuren dabei für ihren eigenen Körperbau herausfiltern zu können. Durstig sind die Blattläuse also nicht, nur hungrig.

Ihr Getränk kommt mit den unbenutzen (unverdauten) Kohlenhydraten in Form des sogenannten Honigtaus hinten, also wie bei jedem vernünftigen Tier am hinteren Teil des Körpers, wieder heraus. Ganz allgemein nennt man das Exkremente. Aber abgesehen von ganz wenig Stoffwechselprodukten handelt es sich hier um eine wässrige Zuckerlösung. Honigtau ist also als Begriff nicht ganz so abwegig. Jedoch essen wir das noch nicht in diesem Zustand, sondern erst, wenn der Honigtau noch im Gedärm der Honigbienen gelegen hat und dann noch eine Weile in den Bienenwaben geruht hat. Spätestens dann schmeckts uns richtig gut.

Zurück zum Honigtau als Ausscheidungsprodukt der Blattläuse. So wie bei uns, schrullert es am Körperende aber nicht einfach permanent so heraus, wie es vorn hinein läuft. Auch die Blattläuse können sich benehmen und geben ihre Ausscheidungen nur dediziert ab. Womit wir inhaltlich dem nachfolgenden Video immer näher rücken.

Während wir uns zu einem anderen Zeitpunkt noch mit der Frage auseinander setzen werden, wie z. B. Bienen und Ameisen die Exkremente der Läuse aufnehmen, wollen wir uns im Folgenden ansehen, wie sich die Blattläuse selbst um die Entsorgung des Honigvorproduktes bemühen, wenn sich kein anderer Nutznießer findet. Sie tun es, zumindest die Blattlausart, die wir an einem Apfelbaumblatt gefilmt haben, auf eine solche Art, die verhindert, dass sich die Läuse selbst mit Zuckersirup zukleistern. Und damit kommen wir zum Kickertisch…

Beobachtet selbst:

Jetzt wäre es glatt noch eine Untersuchung wert, ob die Blattläuse ein spezielles Bein, also hinten links oder rechts zum Schnippen bevorzugen.

An dieser Stelle bemühen wir uns nicht, näheres über die Lebensweise der Blattläuse zu beschreiben. Erstens finden sich im Internet schon sehr viel Information, die wir nicht wiederholen müssen. Zweitens gibt es aber auch weltweit um die 5000 verschiedene bekannten Arten. Die Dunkelziffer liegt vermutlich erheblich darüber, denn Blattlausspezialist ist keine besonders gefragte Berufsgruppe auf unserem Planeten.

Und von diesen 5000 kommen allein schon 800 in Mitteleuropa vor. Es ist also stark anzunehmen, dass man diese vielen Arten bezüglich ihrer Lebensweise nicht über einen Kamm scheren kann. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass zwischen diesen Arten teilweise schon 200 Millionen Jahre genetische Trennung liegen können. Dass sie nach so langer Zeit trotzdem noch so erfolgreich auf der Welt vertreten sind, zeigt, dass ihre ganz speziellen Lebensweisen offenbar gute Nischen in der Natur darstellen. Wer so lange Zeit Erfolg hat, den sollte man nicht unterschätzen.

Da gibt es also ganz bestimmt noch eine Menge zu entdecken. Man muss nur ausgiebig die Natur betrachten.

Ob es sogar Blattlausarten gibt, die man unter Naturschutz stellen müsste, damit sie wegen uns Menschen nicht aussterben? Es wird wohl tatsächlich so sein, wenn es sich um Blattlausarten handelt, die nur an ganz bestimmten Pflanzen saugen, die selten sind und nur noch lokale und untereinander weit entfernte Vorkommensinseln bilden.

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