KarlinCam

– Natur betrachten – V češtině & Deutsch

Panská skála

(Geologie betrachten)

Begibt man sich vom flachen Land der Ober- und Westlausitz in Richtung Süden, tauchen einige Berge auf, die nicht aufgefaltet wurden, sondern durch vulkanische Tätigkeit entstanden. Recht bekannt sind die Landeskrone, der Löbauer Berg und der Berg, auf dem die Burg und ein Teil der Stadt Stolpen steht. Weniger auffällig stieg auch im Elb-Sandstein Magma auf. Zum Beispiel in Form des großen und kleinen Winterbergs. Weitere Aufstiegsstellen verlaufen in westliche Richtung im Erzgebirge und Erzgebirgsvorland. Unter anderem der Wilisch oder der Geisingberg. In der vollen Breite setzt sich das Gebiet ins Tschechische hinein fort. Gerade im Bereich südlich des Zittauer Gebirges bis ums Sandsteingebiet (Böhmische Schweiz) herum finden sich die Vulkankegel teils recht dicht beieinander. Sehr bekannt ist der reichlich 1000m hohe Ještěd (deutsch: Jeschken).

Natürlich gibt es die Vulkankegel auch im Gebiet des Schluckenauer Zipfels. Und manchmal haben solche Berge statt Wald und Aussichtsturm zu beherbergen, eine andere Aufgabe übertragen bekommen. Wie der Partyzánský vrch (deutsch: Partisanenhügel, früher Bozen). Was mit diesem Berg geschehen ist, sieht man hier: https://goo.gl/maps/q2kp5BWz5JiRfXPT9. Abgesehen von diesem Exemplar sind diese meist kegelförmigen Hügel in der Regel beliebte Ausflugsziele. Die Wälder sind nicht eintönig. Und im Auslauf sind die Hügel oft mit einer schönen offenen Landschaft umgeben. Da, wo das gebirgige Land nach Süden ins böhmische Flachland übergeht, sehen die dort zunehmend einzeln stehenden, meist recht kegelförmig-symmetrischen Gebilde ähnlich witzig aus, wie die Landeskrone in der Nähe von Görlitz.

Im Gegensatz zu solchen bekannten Größen, wie der Vesuv, Ätna, der Skjaldbreiður der Fujisan und vielen weiteren Größen aus der Welt der Vulkane, handelt es sich hier generell um recht kleine Exemplare, deren Magma aus aufgeschmolzenem Gesteinen des Erdmantels bestand. Das dann aufgestiegene und wieder erstarrte Magma bildet hier den Stein, der als Basalt bekannt ist und u.a. früher oft als Pflasterstein im Straßenbau oder als Schotter in Bahngleisen im Raum Sachsen und Böhmen einen gewissen Standard darstellte und zuweilen noch ist.

Basalt entstand aus dem Aufschmelzprozess von bereits vor Ort in der Tiefe vorhandenem festen Gesteins und ist damit zwar weltweit bekannt und als Basalt benannt, verfügt aber regional über recht unterschiedliche Zusammensetzungen und Beimengungen, und hat damit auch keine einheitlichen Eigenschaften, obwohl er oft gleichartig dunkel aussieht. In der hier betrachteten Gegend Böhmens und Sachsens handelt es sich um sogenannten Alkalibasalt. Er enthält wenig Silizium, dafür mehr Kalium und Natrium. Dort, wo er abgebaut wird, hat er in der Regel auch sehr wenig Gaseinschlüsse.

An solchen ehemaligen Vulkanhügeln können an Stellen, an denen das Gestein offen liegt oder als Fels steht, oftmals die für Basalt typische Säulenform in 5- oder 6-eckiger Gestalt beobachtet werden. Besonders beeindruckende Stellen sind in der Regel beliebte Ausflugs- bzw. Wanderziele. Eine solche Stelle, die schon ohne Wandern gut erreichbar ist und damit bei schönem Wetter stark frequentiert ist, stellt das kleine Massiv Panská skála dar.

Wie kommt es zu dieser gleichmäßigen Säulenstruktur?

Wenn man schon mal auf Märkten oder in Museen geologische Funde gesehen hat, kommen einem sofort Kristalle als mögliche Ursache in den Sinn. Ein ganz besonders großes Exemplar:

Bergkristall Turracher Höhe
Bergkristall “Heart of Goijas” in der Austellung des Museums Kranzlbinder, Turracher Höhe, Österreich.1Urheber entspr. Wikimedia: Nutzer “Kmarka”. GNU-Lizenz und CC BY-SA 3.0, entsprechen den Angaben bei https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Riesenkristall.jpg. Abruf am 11.6.2023.

Trotz der erstaunlichen Regelmäßigkeit geht die Struktur bei Basalt nicht auf Kristalle zurück. Ein Vergleich mit diesem Bild bringt uns in die Nähe der Ursache:

Clay cells with crack pattern on road near Random Harvest Nursery, Honeydew, Gauteng.2Urheber entspr. Wikimedia: Nutzer “Paul venter”. GNU-Lizenz und CC BY-SA 3.0, entsprechen den Angaben bei https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Soil_cracks00.jpg. Abruf am 11.6.2023.

Es handelt sich hier um Trockenrisse in einem lehmigen Boden. Beim Austrocknen von oben nach unten entstehen auf Grund des Volumenverlustes Risse. Größe und Struktur sind stark abhängig von den Eigenschaften der beteiligten Bodenteilchen. Die Risse entstanden hier also durch das Schrumpfen des Volumens. Das kann auch beim Abbinden von Beton passieren, wenn man sich nicht an die Vorschrift hält bzw. nicht in gewissen Abständen Dehnungsfugen einbringt. Auch, wenn die Risse erst kaum sichtbar sind, wird sich das mit der Zeit ändern:

cracks into concrete3Urheber: “prof.bizzarro” (https://www.flickr.com/photos/bazardelbizzarro/) Lizenz: CC by 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/) Abgerufen am 11.6.2023

Solche Spannungsrisse können sogar politische Relevanz bekommen: Risse im Beton – Größere Schäden am Holocaust-Mahnmal.

Ein Schrumpfen gibt es aber auch, wenn sich Material abkühlt. Die Folgen hängen auch hier stark von den Bestandteilen des Materials ab. Gusseisen schrumpft in seiner Form in der Regel, ohne zu zerreißen. Auch Gestein muss nicht unbedingt reißen, sondern kann statt dessen sehr viel Spannung aufnehmen, ohne gleich Risse zu bilden. Allerdings hat es dann meist in bestimmten Ebenen Schwachstellen, die vom Steinhauer erkannt und ausgenutzt werden können, um mit wenig Kraft gerade Flächen zu schaffen.

Und da sind wir beim Basalt. In größeren Tiefen findet der Abkühlungsprozess des vormals aufgeschmolzenen Gesteins sehr langsam statt. Durch überliegendes Gestein kann das dann auch noch bei entsprechend erhöhtem Druck passieren. Extrem langsam ablaufende Fließprozesse erlauben, hier Kraftausgleich stattfinden zu lassen, sodass keine regelmäßigen Risse auftreten. Unmittelbar an der Oberfläche ist der Abkühlungsprozess extrem kurz. Je nach Dicke der Lavaschicht und unmittelbarer Zusammensetzung ergeben sich unregelmäßige Strukturen, die über Verwitterungsprozesse in kleinere Strukturen zerfallen können.

Jedoch ein Stück unter der Oberfläche gibt es einen Bereich, bei dem der Abkühlungsprozess in einer solchen Geschwindigkeit (Langsamkeit) und auch räumlichen Gleichmäßigkeit und ohne erhebliche Druckbelastung darüber befindlicher Gesteinsmassen statt findet, dass sich regelmäßige Risse ausbilden können, wie von Trocknungs- und anderen Schrumpfungsprozessen bekannt. Die Teile des Gesteins, die dabei der Erdoberfläche näher sind, kühlen etwas schneller aus. Das nachfolgende Gestein etwas später. Die Spannungsrisse des Schrumpfungsprozesses bilden sich dann zuerst nahe der Oberfläche und setzen sich mit zunehmendem Abkühlungsprozess in die Tiefe fort.

Aus diesem Grund zeigt uns die Lage der oft auch als Orgelpfeifen bezeichneten Säulen die Richtung des Abkühlungsprozesses an. Ist der Erdraum aus erodiertem Gestein um den ehemaligen Aufstiegskanal der Lava soweit von Eis zerkleinert und Wasser abgetragen, oder in einem Steinbruch aktiv entfernt, können wir quasi den Schlot des Vulkans als Abguss betrachten.

Auffällig ist natürlich, dass diese Riss- und damit Säulenbildung über die Vielzahl der ehemaligen Vulkane in der Region hinweg immer wieder und auch in der Größe gleichartig auftritt. Der mittlere Abstand der Risse im Querschnitt könnte tatsächlich davon abhängen, wie viel Spannung das Material bei der Abkühlung aushält, bis es reißt. Also wie viel Volumen sich zwischen den Rissen befindet, um die entsprechende Kraft hervorzurufen. Und natürlich von den Bestandteilen des Gesteins, das vorher aufgeschmolzen wurde, bevor es dann wieder zu Basalt erstarrte. Je nach Region kann die Dicke der Basaltsäulenstruktur variieren. Hier ein Beispiel aus dem sogenannten Giant’s Causeway in Nord Irland:

Aber warum sind die Risse typischerweise so glatt und über viele Meter lang und symmetrisch, obwohl sie im Vergleich zur Länge recht schmal sind? Kristallin ist das Material nicht. Gesteine sind aber oft polykristallin: In kleinen Bereichen separieren sich während der des extrem lang dauernden Erstarrungsprozesses die mineralischen Bestandteile. Beim Granit lässt sich diese Separation gut betrachten. Aber gerade bei den Basaltsäulen sind diese kristallinen Zonen sehr klein im Verhältnis zu den Dimensionen der symmetrischen Risse.

Mir ist derzeit noch kein wissenschaftliche Veröffentlichungen bekannt, die den Grund dafür ausreichend präzise beschreiben können. Allerdings habe ich bei der Suche danach auch noch keine große Zeit verbracht. Sollten mir zukünftig entsprechende Paper4Umgangsspachlich für: wissenschaftliche Veröffentlichung, im Gegensatz zu journalistischer oder populärwissenschaftlicher Veröffentlichung begegnen, werde ich darüber berichten. Vielleicht hat auch ein Leser entsprechendes Wissen und tut es in den Kommentaren oder einer persönlichen Nachricht an mich kund.

Panská skála ist nicht nur eindrucksvoll, sonder behördlich auch nicht gegen Betreten gesichert. Man kann hier tatsächlich den Basalt in Säulenform erfühlen und besteigen. Allerdings ist nach dem Bau des Parkplatzes und der üblichen Graspflege drum rum, inklusive des kleinen Gewässers, die gesamte Anlage irgendwie kitschig und erscheint, als ob sie für den Tourismus in die Landschaft gestellt wurde. Das hätte man durchaus anders machen können.

Hinweis:
Die Automaten auf dem Parkplatz akzeptieren nur Kronen und bestimmte Kreditkarten. Achten Sie darauf, dass Ihre Karte in Tschechien nicht nur akzeptiert ist, sondern Sie auch gegebenenfalls die nur manchmal notwendige PIN zur Hand haben. Notfalls kommen sie so rechtzeitig, dass Sie beim Verlassen des Parkplatzes mit Neuankömmlingen rechnen können, die mit ihrem Fahrzeug auf der Induktionsschleife vor der Schranke der Zufahrt stehend Ihnen ein zusätzliches Ticket ziehen können, dass sie zur sofortigen Ausfahrt verwenden können. Wir garantieren allerdings nicht, dass das gelingt. Es handelt sich nur um einen Notfalltipp und eine Beobachtung entsprechend gestresster Touristen.

Stellen Sie Ihr Auto alternativ trotzdem nur so ab, dass Anwohner nicht unnötig gestresst werden. Vielleicht im entfernteren Bereich des Eisladens gegenüber des Parkplatzes. Das Softeis ist übrigens ganz Ok. Auch bei der Riesen-Variante bekommen Sie die kleinste Waffel und müssen entsprechend schnell lecken. 😉

  • 1
    Urheber entspr. Wikimedia: Nutzer “Kmarka”. GNU-Lizenz und CC BY-SA 3.0, entsprechen den Angaben bei https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Riesenkristall.jpg. Abruf am 11.6.2023.
  • 2
    Urheber entspr. Wikimedia: Nutzer “Paul venter”. GNU-Lizenz und CC BY-SA 3.0, entsprechen den Angaben bei https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Soil_cracks00.jpg. Abruf am 11.6.2023.
  • 3
    Urheber: “prof.bizzarro” (https://www.flickr.com/photos/bazardelbizzarro/) Lizenz: CC by 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/) Abgerufen am 11.6.2023
  • 4
    Umgangsspachlich für: wissenschaftliche Veröffentlichung, im Gegensatz zu journalistischer oder populärwissenschaftlicher Veröffentlichung

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

© 2024 KarlinCam

Thema von Anders Norén

cs_CZČeština