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– Natur betrachten – V češtině & Deutsch

Citizen science – Freizeit-/Hobby-Wissenschaftler

Český překlad bohužel stále chybí. 🙁

Bevor es los geht: Auch ForstErklärt hat zu diesem Thema eine Seite gemacht: https://forsterklaert.de/citizenscience

Wo und warum man als fast-noch-Laie oder als gestandener Amateur mitmachen kann

Das Hemmschwellenproblem – und die wissenschaftliche Notwendigkeit von Freizeitforschern

Beobachter und Interessenten der Natur, die mit ihren Beobachtungen gern etwas zur Wissenschaft beitragen wollen, und sei es nur, um einen kleinen Beitrag zu Bestandskartierungen zu bringen, gehören eher der Charaktergruppe der Gewissenhaften an. Denn Beharrlichkeit und Genauigkeit muss einem in der Regel im Blut liegen, um überhaupt erstmal die Merkmalsunterschiede in Aussehen, Wuchs oder auch Verhalten zu erkennen. Oder noch davor liegend: Merkmale an sich klassifizieren, unterscheiden zu können.

Zu Beginn des Naturinteresses auf dieser Ebene stehen deshalb in der Regel auffällige (Größe, äußere Erscheinungsmerkmale, auffälliges Verhalten) bzw. leicht zu beobachtende (häufig oder groß, wenig scheu bzw. festgewachsen) oder auf Grund ihrer Merkmale (Erscheinungsform, Farben, …) gut unterscheidbare Arten. Nicht umsonst ist die Zahl an Vogelkennern, Pflanzenkennern oder auch Pilzkennern recht groß. Bei Säugetieren muss man schon zu eher ungewöhnlichen Zeiten durch die Natur streifen, wenn man es nicht bei der Suche nach Fährten, Losungen und Fraßspuren belassen will. Insekten gibt es zwar einige auffällige und immer wieder zu beobachtende Arten. Aber im Einzelfall eine Bestimmung durchzuführen bedarf dann trotzdem den Überblick über viele Arten. Ein Extrembeispiel sind Bienen und Hummeln, derer über 500 Arten in Deutschland vertreten sind. Natürlich gibt es einige wenige sehr zahlreiche Arten. Aber wie kann man lernen, sie von Außenseitern sicher zu unterscheiden? Das Gleiche gilt für Zikaden, Heuschrecken, Blattläuse, Nachtfalter, Spinnen… Die Zahl der Insektenarten und anderer Kleinlebewesen ist selbst in Mitteleuropa extrem groß. Nicht auszudenken, auch die Vielfalt an Bodenbewohnern zu unterscheiden. Abgesehen von den Ameisen, die ja eigentlich noch zu den geflügelten Insekten gehören, ebenso Käferlarven, finden sich im Boden nicht nur noch ein paar Arten von Regenwürmern, Mäusen und Maulwürfen, sondern abgesehen von Pilzen, deren Fruchtkörper wir nie zu Gesicht bekommen, auch Fadenwürmer.

Warum erwähne ich Fadenwürmer? Nun, bisher bekannt und beschrieben sind weltweit über 20 Tausend Arten. Das ist etwa die gleiche Größenordnung von bekannten Ameisenarten. Im eigenen Gartenboden dürften davon möglicherweise einige hundert verschiedene Arten vorkommen. Um also das Ökosystem Boden umfassend zu beschreiben, wäre theoretisch also eine Artenkenntnis von einigen hundert Arten nur für das Bodenökosystem des eigenen Gartens notwendig. Allerdings rechnet man, dass die tatsächliche Artenzahl weltweit nicht unbedingt bei 100 Tausend endet, sondern die Größenordnung von 10 Millionen Arten möglich sind! Bedeutet, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit im eigenen Garten einige noch unbeschriebene Fadenwürmer nachzuweisen sind. Da steckt doch Potenzial! Das in der Breite zu erforschen, ist in der Wissenschaft nicht finanzierbar. Im Gegenteil, die Finanzierung der teuren, weil personell aufwändigen Feldforschung, ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter geschrumpft. Man versucht sich statt dessen mit sogenannten Stellvertreterarten zu behelfen. Was aber schnell seine Grenzen hat.

Doch nochmal zurück zu den Fadenwürmern. Einerseits ist die Bestimmung für einen Amateur schon deshalb schwierig, weil es kein Bestimmungsbuch für Fadenwürmer gibt. Andererseits muss man aber sich nicht, um völlig neue Tierarten zu beschreiben (und ihnen einen Namen zu geben), irgendwo in den Urwald begeben. So schwierig das im speziellen Fall der Fadenwürmer auch sein dürfte — um Sequenzierung von Genmaterial wird man hier wohl oft nicht drumherum kommen — will ich damit aufzeigen, dass Feldforschung, auch als Amateure, durchaus noch interessante, unerforschte Nischen in der heimischen Umgebung ermöglicht. Und wenn dann doch eine Gensequenzierung ansteht, ist man bereits soweit mit Fachleuten im Gespräch, dass der Transfer zu Wissenschaftlern mit entsprechendem Equipment keine Hürde mehr darstellt.

Erst recht ist Feldforschung ein Thema, wenn es um systemische Fragestellungen geht: Wie funktioniert gegenseitig der Verbund aus Pflanzen, Tieren, Pilzen, Bakterien, … in einem ökologischen System? Aber auch bei der an sich simplem Fragestellung, wie einzelne Arten derzeit verbreitet sind und sich das im Rahmen der globalen Klimaänderungen verändert. Die Verbreitung von Vögeln kennt man gut und es gibt bereits viele Hobbyforscher, die täglich mit aktuellen Informationen zur örtlichen und zeitlichen Kartierung beitragen. Aber wie sieht es zum Beispiel bei Spitzmäusen aus? Gerade die Erfassung von Kleinsäugern ist an sich mit einer ganz bestimmten Methode recht simpel (Greifvogel/Eule ↦ Gewöll ↦ Gebissanalyse). Doch wer macht das schon?

Wir sind gerade in das enorme wissenschaftliche Potenzial der Feldforschung eingetreten, wissen, dass das in der eigentlich notwendigen vollen Breite nicht im Bereich der offiziellen Forschung finanzierbar ist und haben dennoch gesehen, dass dazu einiges an speziellem Wissen vorhanden sein sollte, um sich solchen speziellen Problemen zu widmen und nicht Gefahr zu laufen, mit falschen Informationen der allgemeinen Wissensbasis mehr Schaden als Nutzen zuzufügen.

Und das birgt natürlich eine gewisse Hemmschwelle, überhaupt anzufangen, sich offiziell zu beteiligen. Denn je tiefer man selbst in die Materie einsteigt und viele Dinge lernt, um so intensiver bemerkt man auch, was man alles nicht weiß.

Das geht guten Wissenschaftlern aber auch so. Das Leben eines Wissenschaftlers geht in den meisten Fällen immer entlang des Grades von Selbstzweifel, ob man denn genug weiß, dass die eigene Erkenntnis (die vielleicht fehlerbehaftet sein kann), dem angelegten Maßstab an Fehlerfreiheit auch tatsächlich genügt.

Lässt sich das Problem dieser Hemmschwelle lösen? Nein und ja. Es lässt sich an sich nicht lösen, weil diese Hemmschwelle immer eine gute Begründung hat. Es lässt sich doch lösen, wenn man in entsprechenden Projekten die zulässige Fehlerschwelle offen kommuniziert senkt und zusätzliche Unterstützung bietet. Es muss gelingen, den Hobby-Wissenschaftler auch dann wohlwollend zu integrieren, wenn er keine universitäre Ausbildung auf diesem Fachgebiet hat. Dazu muss man sagen, dass auch Spezialisten in der Regel nicht im Studium an ihr Spezialkenntnisse gelangt sind. Jedoch werden sie dafür bezahlt, nach dem Studium nicht ausschließlich in der Freizeit zu dem notwendigen Wissen zu gelangen. Praktisch läuft es jedoch meist anders, und das ist in unserem Sinne ganz entscheidend:

Die meisten Wissenschaftler mit Feld-Spezialkenntnis haben sich das teilweise schon zu ihrer Jugendzeit angeeignet und sind deshalb erst zum entsprechenden Studienwunsch gekommen. Das Studium hat dann nicht diese spezielle Fachkenntnis erweitert, sondern hat die Absolventen befähigt, dieses Spezialwissen in übergreifendere Themen, zum Beispiel ökologische Fragestellungen, zu integrieren. Man lernt auch eigene Beobachtungen oder Beobachtungsdaten aus Datenbanken methodisch sinnvoll auszuwerten. Oder andere Beobachtungsmethoden zu nutzen. – Der letztliche Einstieg in die Materie und das Finden des eigenen starken Interesses daran erfolgte jedoch meist als jugendlicher Amateure und Autodidakt, um mal wieder mit Fachwörtern um mich zu werfen. Also weit vor der Entscheidung, Biologie oder eine artverwandte Fachrichtung zu studieren. … Oder vielleicht Forstwirt zu werden. – Es gibt viele Berufe unterschiedlichen Ausbildungsniveaus auf Basis des Naturinteresses und der Naturverbundenheit.

Und es gibt viele Menschen, wie in meine Fall, die letztlich zwar einen völlig anderen Beruf ergriffen haben, aber aus Interesse und auch als Ausgleich die Verbundenheit mit der Natur und das tiefere Interesse an Prozessen in der Natur parallel zum Beruf, man sagt Hobby dazu, weiter pflegen. – An dieser Stelle wieder der Hinweis: Feldforschung ist im Wissenschaftsbetrieb schlecht finanziert. Amateure, Hobbyforscher sind also vor allem für die Feldarbeit eigentlich sehr gefragte Leute. – Und als Hobby neben dem Beruf ist ja gerade die sprichwörtliche “Feld”-Arbeit, die gleichzeitig auch einen gewissen erholsamen Faktor besitzt.

Lokale Gruppen, Vereine

Bevor wir uns den Online-Möglichkeiten widmen, zuerst zu den zahlreichen lokalen Gruppen Gleichgesinnter, die sich in einer langen Tradition meist in Form von Vereinen organisiert haben. Nicht selten bilden dann lokale Vereine gleicher Zielrichtung noch übergeordnete Verbände aus. Diese Verbände binden dann unmittelbar oder mittelbar auch die öffentliche Forschungslandschaft auf dem entsprechenden Gebiet mit ein, so dass eine gute gegenseitige Koordinierung gewährleistet ist.

Wo und auf welchem Fachgebiet solche Gruppen existieren hängt zumeist mit der Zahl bzw. “Dichte” der Interessenten zusammen. Bei den zahlreichen Ornithologie-Interessenten gibt es somit nicht nur meist auf Länderebene angelegte Vereine, sondern darin dann auch zahlreiche Ortsgruppen. Nicht mehr ganz so dicht gesät, aber immer noch in jedem Bundesland zahlreich organisiert, sind die Pilzfreunde und -kenner. Bei den Insekten nimmt die Dichte dann schon etwas weiter ab. …

Im Folgenden eine Liste zu (überregionalen) Webseiten, nicht selten Verbände, von denen ausgehend man dann lokale Vereine bzw. Gruppen finden kann.

Online-Möglichkeiten bzw. Mitarbeit über Apps ohne Anbindung an Vereine oder örtlichen Interessengruppen

Gerade Einsteiger, die überhaupt erst mal testen wollen, ob sie Spaß an der Beschäftigung mit und in der belebten Natur finden können, sind unverbindliche Möglichkeiten von besonderem Interesse. Es kann aber auch gute Gründe geben, als Fortgeschrittener ohne Anbindung an einen Verein seinem Hobby nachzugehen. In den nachfolgenden Listen finden sich aber auch online-Angebote zur Bestimmung oder fachlichen Information ganz unabhängig von dem Fakt, sich einer Gruppe anzuschließen oder eben nicht. In sehr vielen Fällen veröffentlichen Gruppen, Vereine oder Verbände auch Ergebnisse der Expertenarbeit die in ihrer Organisation entstanden sind, ohne dass man zum Lesen einen Mitgliedsbeitrag entrichten muss.

Warum ich ich insbesondere Einsteigern vor allem Observation.org empfehlen möchte, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle noch ausführen.

– Die nachfolgende Übersicht befindet sich noch im Aufbau. –

Reich-übergreifend beobachten, kartieren bzw. Daten einsehen

(Reich-übergreifend meint Klassifikations-übergreifend alle Organsimen der belebten Natur in Pflanzenreich, Tierreich, Pilze…)

Entomologie

Ornithologie

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